Konrad Witz, Joachim und Anna an der Goldenen Pforte, um 1437/40, 158 x 120.5 cm, Kunstmuseum Basel.
Wer wünscht sich jetzt nicht, eine Freundin, einen Freund oder ein Familienmitglied in die Arme schliessen zu können wie Joachim und Anna auf diesem Altarflügel? Wer würde jetzt nicht gerne direkt auf seine Kund*innen zugehen? Noch vor wenigen Wochen diskutierte ich vor diesem Bild von Konrad Witz (um 1400 – um 1445/47) im Basler Kunstmuseum mit einer Gruppe von Führungskräften über Unternehmenswerte. Derartige Workshops sind momentan undenkbar. Doch auch Anna und Joachim, die sich hier vor der Goldenen Pforte in Jerusalem begegnen, haben vor dieser Szene ihren ganz persönlichen Lockdown erlebt.
Anna und Joachim sind die Eltern der Gottesmutter Maria. Ihre Geschichte steht nicht in der Bibel, sondern hat sich durch apokryphe Texte überliefert, etwa im Protoevangelium des Jakobus. Der Überlieferung zufolge blieb die Ehe von Joachim und Anna bis ins hohe Alter kinderlos. Als Joachim im Tempel wegen seiner Kinderlosigkeit vom Opfer durch den Priester zurückgewiesen wird, zieht er sich in die Einsamkeit zu den Hirten beziehungsweise in die Wüste zurück, wie es an anderer Stelle heisst. Nach vierzig Tagen des Büßens erscheint ihm ein Engel und verkündet ihm die Geburt eines Kindes. Und auch Anna trifft auf einen Engel, der ihr die Geburt eines Kindes bekannt gibt. Vor der Goldenen Pforte in Jerusalem begegnet sich das Paar nach der langen Trennung wieder.
Anders als bei Joachim macht es in der aktuellen Situation wenig Sinn, wenn wir uns in die unternehmerische Wüste des Homeoffice zurückzuziehen und darauf hoffen, dass unsere Unternehmen nach der Rückkehr aus der Isolation mit Aufträgen schwanger sind. Vielmehr kommt es jetzt besonders für Einzelunternehmer*innen, Freiberufler und kleinere KMU darauf an, nach neuen, kreativen Lösungen zu suchen und mit den bewährten Networking-Aktivitäten weiterzumachen. Denn bekanntermassen ist die Kontaktpflege der eigentliche Motor des Geschäfts.
Gerade weil die erprobten Akquise- und Netzwerkaktivitäten wegfallen, es keine Business-Lunches, Business-Club-Abende, Apéros, Vorträge und Empfänge mehr gibt, lohnt es sich, aus dem Homeoffice heraus aktiv zu werden. Zum Beispiel, indem Sie auch online jeden Tag zwei bis drei neue Kontakte zu knüpfen, sich bei bestehenden Kontakten mit einem Telefonat in Erinnerung rufen, zwei Menschen aus dem eigenen Netzwerk miteinander bekannt machen, jemanden auf einen interessanten Artikel hinweisen, sich zu einem Online-Business-Lunch verabreden oder jemandem Ihre Hilfe anbieten. Sie können aus diesen Schritten ein tägliches Ritual entwickeln, das besonders wirkungsvoll wird, wenn Sie versuchen, zudem jeden Tag ein konkretes Verkaufsangebot zu machen. Erst durch gestellte Angebote schaffen Sie die Möglichkeit, etwas zu verkaufen.
Niemand weiss, ob die derzeitigen Einschränkungen noch vierzig Tage oder vier Monate dauern werden. Aber es ist absehbar, dass sich die Wochen der Zwangspause zeitversetzt aufaddieren werden, wenn wir jetzt nicht so gut es geht mit allen geschäftlichen Aktivitäten weitermachen. Mehr denn je gilt es, jetzt nicht in den Netflix-Modus zu schalten, sondern besser zu netzwerken und zu akquirieren. Denn das Wunder des Neubeginns kann jeder schon heute ein Stück weit selbst bewirken.
Über das Bild
Diese aufgrund ihrer offensichtlichen Verfallsspuren zuweilen als heruntergekommenste Goldene Pforte der Kunstgeschichte bezeichnete Tafel stammt von Konrad Witz, der während des Basler Konzils (1431–1449) in der Stadt am Rheinknie tätig war. Im Jahr 1439 erklärte die Konzilsversammlung die unbefleckte Empfängnis Mariens zum Dogma. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Szene vor der Goldenen Pforte, die als Sinnbild für Mariens unbefleckte Empfängnis gilt, in den nachfolgenden Jahren häufig dargestellt wurde.
Bei der Tafel handelt es sich um die Innenseite eines Altarflügels, auf dessen Aussenseite die Verkündigung an Maria dargestellt ist (heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg). Vermutlich bildeten die beiden heute getrennten Tafeln den linken Flügel eines Triptychons. Der Altar stand wahrscheinlich im Zisterzienserinnenstift Olsberg bei Rheinfelden, das nach einem Brand in den 1430er Jahren neu aufgebaut wurde.
Bemerkenswert ist, wie Konrad Witz die oberrheinische Kunst mit den Neuerungen der altniederländischen und italienischen Malerei kombiniert und dadurch eine ganz eigene Bildsprache entwickelt. Das offenbart sich auch auf dieser Tafel mit Anna und Joachim, etwa an der perspektivisch verkürzte Darstellung des Schlagbaumes, am Schattenwurf des Paares und der steinernen Prophetenskulpturen (Moses und Aaron), an den Spiegelungen auf der Wasseroberfläche sowie am genauen Erfassen der Oberflächenstrukturen.
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