Wenn das Wetter bald wieder von Regenwinter auf Tropensommer umschaltet, ist es Zeit ins Grüne zu fahren. In der Regio warten viele kulturelle Highlights darauf entdeckt zu werden. Egal ob Burg, Kapelle oder Schleuse, hier finden Sie eine Idee für Ihren nächsten Sonntagsspaziergang.
Durch die Weinberge um Kaysersberg
Besonders idyllisch am Fusse der Vogesen liegt das kleine Weinbaustädtchen Kaysersberg. Beim traditionellen Ostermarkt am 06. und 07. April kann man Elsässische Keramik erstehen oder bei einem Stadtspaziergang das Albert Schweitzer Museum und die Kirche Ste-Croix mit ihrem Passionsaltar besuchen.
Zur Einkehr empfehle ich die Winstub des Sternelokals Le Chambard. Dort sollte man unbedingt den grillierten Kalbskopf probieren, der ähnlich wie geschmorte, zarte Kalbsbäckchen schmeckt. Bon appétit! Für einen Kaffee und eine grosse Auswahl an exzellenter Elsässer Patisserie geht man am besten ins Au Péché Mignon.
Wer die eingenommenen Kalorien schnell wieder abtrainieren möchte, spaziert zur Burgruine oberhalb des Ortes und dann weiter durch die Weinberge. Vom Bergfried aus blickt man über die gesamte Rheinebene bis zum Kaiserstuhl und zum Schwarzwald.
Albert Schweitzer Museum
26 rue du Général de Gaulle
68240 Kaysersberg Vignoble
Winstub Le Chambard
9-13 rue du Général de Gaulle
68240 Kaysersberg
Au Péché Mignon
67 rue Général de Gaulle
Kaysersberg
Wandern und Romanik
Unvermittelt ragt die Abteikirche St.-Léger mitten in den Vogesen auf. Obwohl von der an die grossen Kaiserdome erinnernden Kirche nur noch der imposante Ostbau erhalten ist, lohnt sich eine Besichtigung. Die 1134 geweihte Abtei hatte zahlreiche Besitzungen in der Schweiz, dazu zählte etwa das Kloster Luzern. Heute steht von dem einst so mächtigen Kloster nur noch der Chor mit zwei Nebenchören und das Querschiff.
Der architektonische Schmuck demonstriert die gesamte Spielbreite romanischer Baukunst: vorgeblendete Friese und Bogen, Rundbogenfenster mit abgetreppten, schräggeführten seitlichen Wänden (Gewände) und durch viele Mauervorlagen (Lisenen) gegliederte hochaufragende Wände. Hier lebten nicht arme Mönche, sondern in den Kirchendienst eingetretene Adlige. Das ist noch heute aus der Architektur zu lesen.
Die Abteikirche dient als Ausgangspunkt für viele kleine und grosse Touren durch die Vogesenwälder. Wen wanderlustige Beine tragen, dem sei eine Tour zum Grand Ballon empfohlen. Doch erst, wenn der Schnee getaut ist. Den Grand Ballon besteigt man in etwa zwei Stunden von Murbach aus. Auf dem Belchengipfel laden mehrere Restaurants zur Einkehr ein.
Abtei Murbach
6 km von Guebwiller
gebührenfreier Parkplatz ausserhalb des Dorfes
Das verschwundene Dorf
30 Autominuten von Basel entfernt fliesst tief im Sundgau der Thalbach, der später in die Il mündet. Entlang des Baches liegen zahlreiche Wassermühlen und Dörfer, so auch Hausgauen und Schwoben. Nach einem Kaffee oder Mittagessen im Restaurant Au Petit Paradis, einer ehemaligen Mühle in Hausgauen, lädt das Tal des Thalbaches zu einem Spaziergang zur St. Brictius Kapelle ein.
Sie können entweder vom Restaurant aus starten oder mit dem Auto etwa 500 Meter ortsauswärts in Richtung Schwoben zu einem Parkplatz fahren. Von hier führt ein Fussweg über den Thalbach zur Kapelle. Die St. Brictius Kapelle ist das einzige Überbleibsel des verschwundenen Dorfes Dennach. Das Dorf wurde entweder 1445 durch Basler Truppen oder während des Dreissigjährigen Krieges vollständig zerstört.
Die Kapelle ist von Mai bis Oktober zur Besichtigung geöffnet. Wer in den übrigen Monaten in die Kapelle gehen möchte, kann den Schlüssel bei der sehr freundlichen Gemeindeverwaltung von Hausgauen abholen (2, rue de l'École
68130 Hausgauen, bitte vorher anrufen +33 3 89 07 86 91).
Restaurant Au Petit Paradis
3, rue de la vallée
68130 Hausgauen
Wallfahrtsort
Ebenfalls dem Heiligen Brictius geweiht ist die zwischen Rodersdorf und Oltingue gelegene Kapelle St. Britzgen. Vom Parkplatz an der Strasse zwischen Liebenwiller und Oltingue führt ein fünfminütiger Fussweg steil den Berg hinauf, wo sich auf einer Lichtung die Kapelle erhebt. Bei Sonnenschein lässt sich hier wunderbar picknicken. Ein Spazierweg führt von hier unter anderem zur grössten Buch des Kantons Solothurn.
Früher pilgerten die Menschen aus den umliegenden Dörfern alljährlich am Dienstag nach Pfingsten nach Saint-Brice. Noch heute wird bei grösseren Andachten die hohe Flügeltür auf der rechten Seite der Kapelle geöffnet, sodass man von der Wiese aus auf den Altar blicken kann.
Die umliegenden Dörfer laden zur Einkehr in einer typisch Sundgauischen Wirtschaft ein, zum Beispiel der Studerhof in Bettlach oder die allseits beliebte Couronne d’Or in Leymen. Wer öffentlich anreist, fährt mit dem 10er Tram bis nach Leymen oder Rodersdorf und wandert von dort zur Kapelle.
Chapelle St. Brice
Route de Liebenswiller
68480 Oltingue
La Couronne d'Or
10, rue principale
68220 Leymen
Hôtel Studerhof
9 Rue de Bâle
68480 Bettlach
Architekturbijou am Kanal
Architekturfans pilgern nach Ronchamp, um die von Le Corbusier erbaute Kapelle Notre-Dame-du-Haut zu bestaunen. Da haben es die Basler einfacher. Denn ein Le Corbusier Bauwerk liegt direkt vor der Haustür. Man braucht sich nur aufs Velo zu schwingen und den Rheinuferweg unterhalb von Novartis bis zum Canal de Huningue zu fahren. Von hier aus radelt man immer den Kanal entlang bis zum östlichen Ende des Rhein-Rhône-Kanals, wo sich die alte Schleuse Kembs-Niffer befindet.
Bei der alten Schleuse handelt es sich nicht etwa um ein unbekanntes Frühwerk Le Corbusiers. Als das Gebäude im Jahr 1962 eingeweiht wurde, war der Schweizer Architekt bereits 75 Jahre alt. Le Corbusier entwarf das Verwaltungsgebäude und den Schleusenturm in der für ihn typischen funktionalen Ästhetik aus Sichtbeton.
Auf dem Hin- oder Rückweg lohnt es sich einen Abstecher nach Kembs zu machen, um im Restaurant Le Petit Kembs zu pausieren.
Le Petit Kembs
49 rue du Maréchal Foch
68680 Kembs
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